21.04.1996 16:14

LKW Brand bei der Firma Billa

Am Sonntag, dem 21. April 1996, gingen in Wiener Neudorf einmal mehr die Sirenen. Auf den Funkmeldeempfängern kam die Meldung Hier Florian Mödling - Brandeinsatz für die Feuerwehr Wiener Neudorf - Brand bei Billa IZ Straße 3. Aufgrund dessen, daß Sonntag war und daß an jenem Tag der 2. Tag des Grundlehrganges vom Bezirk in unserem Ort war, befand sich eine komplette Besatzung für das Tanklöschfahrzeug im Haus. Die Ausrückzeit lag daher unter einer Minute. Kaum waren wir aus der Fahrzeughalle ausgefahren, sahen wir schon eine riesige schwarze Rauchsäule über dem Industriezentrum. Bei der Anfahrt zum Objekt kam auch über die Bezirksalarmzentrale die Meldung, daß ein TUS Brandalarm Billa soeben eingetroffen war. Kurz darauf rückten auch die Drehleiter und der Tank 3 aus.

Bei der Einfahrt in das Betriebsgelände trauten wir unseren Augen nicht. Über 100 gelb - rote LKW und noch etliche Anhänger standen nebeneinander aufgeschlichtet. Wegen des Wochenendes und zur Vorbereitung für die erste Verladung in der Nacht, standen sie in Reih und Glied entlang der Ladetore. Da dieses Gebäude in U-Form gebaut ist, befanden sich die LKW auf beiden Seiten der Zufahrt. In der Mitte war ein schmaler Streifen von ca. 7 Metern. Natürlich befand sich der Brandherd in der Mitte einer solchen Zeile. Diese befand sich genau vor der Ladefläche der Parfümeriekette Bipa. Dort brannten 3 LKW und ein Anhänger. Oberhalb der Verladerampe befinden sich auch einige Büros, wo auch teilweise die Fenster gekippt waren.
 
Betriebsangehörige hatten vor unserem Eintreffen mittels Kleinlöschgeräte versucht, den Brand einzudämmen. Dies gelang aber nicht, da auch schon der Treibstoff der LKWs Feuer gefangen hatte und die Temperatur sehr hoch war. Der Einsatzleiter, HBI Josef Billensteiner, welcher im ersten Fahrzeug war, gab den Befehl, unter schweren Atemschutz die Schnellangriffseinrichtungen vorzunehmen. Dies war notwendig, um die Ladetore, die Fassade und die Fenster im ersten Stock zu kühlen. Da die akute Gefahr des Übergreifens des Brandes in den Büroteil bestand, wurden ein Mann der FF und Bedienstete der Firma beauftragt, die offenen Fenster im Obergeschoß zu schließen. Dabei wurde entdeckt, daß der Brandalarm von einem dieser Räume ausgegangen war, da dort 2 Büros schon stark verraucht waren. Gleichzeitig konnten die angrenzenden LKW weggefahren werden, da großteils der Zündschlüssel steckte.

Aufgrund der Situation hatte der Einsatzleiter Alarmstufe 3 ausgelöst. Da im Industriegebiet des Bezirkes Mödling die Gemeinden relativ knapp beieinander liegen und Sonntag war, konnten wir innerhalb von 15 Minuten auf sämtliches Material von 5 weiteren Feuerwehren zurückgreifen. Die ersten eintreffenden Fahrzeuge, Tanklöschfahrzeuge aus Mödling und Biedermannsdorf, wurden ebenfalls zum Schützen angrenzender LKW und dem Gebäude und zur Brandbekämpfung unter schwerem Atemschutz herangezogen. Für die direkte Brandbekämpfung wurde Schaummitteleinsatz befohlen. Dies war notwendig, da der Treibstoff ebenfalls schon in Flammen stand. Vor dem Betriebsgelände wurde aufgrund von Platzmangel ein Ablaufposten stationiert, welcher nach Bedarf die benötigten Fahrzeuge in das Betriebsgelände einließ.
 
Da die Hydranten auf dem Gelände der Fa. Billa mit Schwerfahrzeugen verstellt waren, konnte man sie erstens nicht sehen und schon gar nicht bedienen. Damit fielen sie für die Brandbekämpfung aus. Somit wurden einige, in Bereitstellung stehende Gruppen (FF Guntramsdorf und FF Vösendorf) beauftragt, Zubringleitungen vom Hydrantennetz auf der Straße hineinzulegen. Diesbezüglich steht im Industriezentrum ca. alle 150 m ein Hydrant auf Ringleitung, welche eine Nennweite von DN 150 hat. Weiters kann man, wenn notwendig, den Druck in den Leitungen regulieren lassen. Der Vorteil ist weiters, daß bei Zusammenbruch der Wasserleitung im IZ noch zusätzlich Hydranten vorhanden sind, welche von einer unabhängigen anderen Wasserleitung gespeist werden. Auf dem Parkplatz vor dem Gelände wird ein Atemschutzsammelplatz mit dem Atemluftfahrzeug Mödling und dem bewährten Containersystem unserer Wehr (100 Atemluftflaschen in 2 Gitterboxen) eingerichtet.

Zusammengefaßt: Aufgrund des massiven Einsatzes von Mannschaft und Gerät konnte eine größere Katastrophe verhindert werden. Es waren 34 Atemschutzgeräteträger im Einsatz, und das Schaummittellager im Industriezentrum erwies sich wieder als sehr nützlich. Nicht mehr zu retten waren die 3 Lkw und 1 Anhänger.