Am 10. April 1995 kam es auf der A2 Richtungsfahrbahn Graz bei Baukilometer 7,5 zu einem sehr schweren Verkehrsunfall. Um 7.11 Uhr gingen in Wiener Neudorf die Sirenen, und die Funkmeldeempfänger los. Hier Florian Mödling Brandeinsatz mit Menschenrettung für die Feuerwehr Wiener Neudorf auf der A2 Richtung Graz Baukilometer 7,5. Nach dieser Meldung konnten wir uns eine eher unangenehme Arbeit ausrechnen. Als der Erste das Feuerwehrhaus aufsperrte, meldete er sich sofort in Mödling ab. Als erstes Fahrzeug setzte sich Tank 3 (RLF 500 S) in Marsch. Schon nach der ersten Kurve im Ortsgebiet konnte man die schwarze Rauchsäule sehen.
Kurz darauf rückten Tank 1, Tank 2 und das SRF aus. Man konnte während der Anfahrt die immer stärker werdende Rauchsäule beobachten. Nun erreichte das erste Fahrzeug die Bundesstraße 17. Montag Morgen. Der Frühverkehr hatte auf allen Straßen den Verkehr lahmgelegt. Irgendwie gelangte man mit dem 1. Fahrzeug doch auf die Autobahnauffahrt SCS. Vollbremsung , da schob gerade ein LKW die Autobahnauffahrt zurück. Der Fahrer des Tank 3 konnte mit einer filmreifen Leistung gerade noch einen Zusammenstoß mit diesem Irren verhindern. Man sah von hier aus ebenfalls die mittlerweile gewaltige Rauchsäule.
Endlich auf der Autobahn in Richtung Graz. Der Pannenstreifen würde uns sicher weiterbringen. Falsch gedacht. Kurz nach der Auffahrt bei Baukilometer 9 waren schon wieder PKWs im Retourgang unterwegs. Nicht nur das, sondern die ersten Pannenstreifenparker waren auch schon vor Ort. Sie wollten doch nur einmal kurz schauen, was da vorne los sei. Vielen Dank an dieser Stelle bei so netten Verkehrsteilnehmern. Endlich mit dem ersten Fahrzeug eingetroffen, wurde uns das Ausmaß der Katastrophe klar. Ein LKW hatte 3 PKWs welche angehalten hatten, ungebremst unter einen anderen LKW geschoben. Die beiden LKW und ein PKW hatten dabei sofort Feuer gefangen. Ein PKW war mittig unter dem LKW stecken geblieben, ein zweiter seitlich, der Dritte war in den Straßengraben geschleudert worden.
Vor unserem Eintreffen hatte ein LKW Fahrer sehr gut reagiert. Er hatte mittels einer Kette den hinteren LKW von den anderen weggezogen, und wollte damit die Brandausbreitung verhindern. Als erstes wurde von uns sofort ein Löschangriff mittels der Schnellangriffseinrichtung Schaum vorgenommen. Man wollte versuchen, eine Rettungsgasse zu den stark deformierten Fahrzeugen zu schaffen. Als das zweite Tanklöschfahrzeug (Tank1) mit dem Einsatzleiter HBI Billensteiner Josef eintraf, wurde ein zweites Schaumrohr vorgenommen. Die Rettungsgasse war erfolgreich, kam aber leider für den 51jährigen Lenker, der in der Mitte zwischen den LKWs eingeklemmt war, zu spät.
In weiterer Folge wurden die Feuerwehren Mödling und Biedermannsdorf alarmiert, da das vorhandene Löschwasser von 4500 Litern sicher nicht reichen würde. Beim Eintreffen des Tank 2 wurde zunächst die Fahrerkabine des hinteren LKW gelöscht. Bei diesem hatte der Brand noch nicht auf die Ladefläche übergegriffen. Jetzt wurden nach und nach auch die Hochdruckleitungen verwendet. Der Notarzthubschrauber kam und ging etwa 100 m vor der Unfallstelle nieder. Dies waren der erste Arzt und Sanitäter, welche bis zur Unfallstelle durchkamen. Kurze Zeit später trafen auch die Autobahngendarmerie und die Rettungsfahrzeuge ein.
Die nun nicht mehr für die Erstversorgung benötigten Feuerwehrkräfte konnten sich jetzt auch auf die Brandbekämpfung konzentrieren. Immer wieder kamen noch Meldungen über weitere Unfälle mit eingeklemmten Personen. Deshalb wurde die FF Biedermannsdorf umdirigiert. Sie sollten den Staubereich nach diesen angeblichen Unfällen absuchen. Die Feuerwehr Mödling traf mit 2 TLF 4000 bei der Unfallstelle ein. Sie übernahm die Wasserversorgung zu den bereits vorhandenen Tanklöschfahrzeugen. Ausserdem nahmen sie ebenfalls noch die Brandbekämpfung mittels HD Rohr auf.
Von den Fahrzeugen der Feuerwehr Biedermannsdorf kam die Rückmeldung, daß sich im Staubereich 2 kleine Auffahrunfälle mit geringem Sachschaden ereignet hatten, aber sonst keine weiteren Unfälle zu finden seien. Deshalb wurde die FF Biedermannsdorf als Bereitschaft abgestellt, um sie für etwaige andere Einsätze im Ortsgebiet freizuhaben. Nachdem die Brände abgelöscht waren, konnte die Exekutive mit den Unfallaufnahmen beginnen. Währenddessen konnten wir den verbrannten Lenker mittels hydraulischen Rettungssatz aus dem Fahrzeug schneiden. Nicht ganz klar war uns die Tatsache, warum der verbrannte Lenker den Zündschlüssel in seiner zur Faust geballten Hand hielt.
Inzwischen wurde das Abschleppunternehmen Baden verständigt, um die sichergestellten Fahrzeuge abzutransportieren. Als dies erfolgt war und die Unfallaufnahmen beendet waren, konnten wir mit den Fahrzeugbergungen beginnen. Gegen 10.00 Uhr wurde die Südautobahn wieder für den Verkehr freigegeben. Es hatte sich bereits ein Stau von mehr als 25 Km gebildet. Auf der Ausweichstrecke über die parallel zur A 2 verlaufenden Bundesstraße 17 war der Verkehr ebenfalls zusammengebrochen.
Zusammenfassung: Es waren bei diesen Unfall 2 LKWs und 3 PKWs beteiligt. Weiters waren 6 zum Teil schwerverletzte Personen und ein Toter zu beklagen. An allen 5 Fahrzeugen entstand Totalschaden. Nun wurde mit dem Aufrüsten der Fahrzeuge im Feuerwehrhaus begonnen. Dazu wurden die im ECO Plus Verwaltungsgebäude des Industriezentrum NÖ Süd gelagerten Schaumreserven verwendet. Weiters kamen noch die Reinigungsarbeiten an Fahrzeugen und Geräten hinzu.
Zum Abschluß muß noch einmal gesagt werden:
Wir hoffen für diejenigen, die die Anfahrt zur Unfallstelle durch Zurückschieben gegen die Auffahrt oder Verparken der Pannenstreifen blockierten, daß Sie nie in eine Situation kommen, in der Sie Rettungskräfte dringend benötigen. Denn jede Minute zählt und kann über Leben und Tod entscheiden.